Dazu eingeladen haben wir alle aktiven Vereinsmitglieder. Die einzige Teilnahmebedingung war ein Tauchbefähigung nach mindestens CMAS * oder äquivalent.
Ziel war es einen Übungstauchgang so zu gestalten das wir an die Grenzen unsere Fähigkeiten kommen und so Verbesserungspotentiale entdecken, ohne dass wir uns dabei unwohl fühlen.
Zunächst hatten wir 5 Anmeldungen, wobei allerdings 3 wieder abgesagt wurden (eine Absage kam leider erst 15 Minuten nach dem Treffen am Vereinsheim). Es blieben also neben mir als Organisator und Tibor S. als Kameramann noch Oliver Z. und Ralf B. als Teilnehmer. Eine kleine, aber feine Runde also. Hierdurch war es uns möglich, sehr gezielt auf die einzelnen, kleineren Problemchen beim Training einzugehen und gezielt zu optimieren.
Wir trafen uns also um 09 Uhr am Vereinsheim. Nach dem üblichen Tratsch bei einem oder zwei Kaffee ging es dann zur Sache: Der Tauchgang musste geplant werden. Da Oliver Z. sowieso immer mit Tibor und mir trainiert, haben wir unsere Übungen auf Ralf angepasst. Ralf brachte allerdings schon einiges an Taucherfahrung mit und besaß entsprechendes Equipment, mit dem man gerne mal ruhigen Gewissens auf Tiefe gehen kann. So entschlossen wir uns für einen eher "mittleren" Schwierigkeitsgrad bei den Übungen.
Da die Sicht in den letzten Tagen in fast allen Seen schlecht bis sehr schlecht war, entschieden wir uns, den Eintritt im Badeparadies Plittersdorf ("Nächste Woche: Oktoberfest mit Fassantisch und Frühshoppen" [sic]) zu zahlen und die dortigen 3-4m Sichtweite zu genießen. Erfahrungsgemäß lassen sich bei Sichtweiten unter 1m nämlich nur Navigationsübungen gut machen und dafür braucht es dann keine Videoanalyse.
Nach ca. 1½ Stunden planen, besprechen und verfeinern am Whiteboard war es dann soweit: Der Plan stand.
Am See hat dann leider Tibor beim Abtauchen festgestellt, dass sein Trockentauchanzug ein Loch hat. Provisorisch mit Klebeband geflickt hat er immerhin den ersten Tauchgang tapfer gefilmt.
Die Übungen grob zusammengefasst:
Vorsichtiges Ablegen ohne Tarierung zu verlieren und ohne Grundberührung mit den Flossen
Oliver Z. führte uns nach allen obligatorischen Checks und Pre-Dive Sequenzen auf 10m Tiefe. Dort haben wir horizontal 15m Leine verlegt und verschiedene Flossenschläge geübt. Insbesondere der modified Frog- und Flutter-Kick (sinnvoll in sedimenthaltigem Gewässer mit räumlicher Einschränkung durch z.B. Wrack- oder Höhlenwände, dichten Bewuchs oder einfach nur zu vielen Tauchpartnern um einen herum), sowie der Back Kick, also dem rückwärts Tauchen ohne dazu die Hände zu benutzen.
Dabei gelernt: Back Kick ist immer noch schwierig, mit Split-Fins ist fast unmöglich.
In Folge hat einmal Ralf, einmal Oli Z. dann das Grundgewicht von 3kg gesetzt. Die Herausforderung bestand darin den Gewichtsverlust durch sauberes tarrieren auszugleichen und beim Ablegen so sanft vorzugehen dass kein Sediment später die Sicht verschlechtert. Sodann wurde Boje gesetzt, am Gewicht befestigt und mit exakt 3m/min bis auf 9m aufgestiegen.
Dabei gelernt: Derjenige der die Boje setzt sollte stets wissen, ob Seillänge und Tiefe miteinander in Einklang stehen. Sonst kommt schnell der Fahrstuhl nach oben. :-)
Dort wurde ein Notizbuch als optische Referenz in die Leine eingeknotet, was das Tarrieren etwas erleichtert. Es begannen dann die Valve-Drills, also das selbstständige öffnen und schließen aller eigenen Ventile. Natürlich mit gleichzeitigem Notsignal und ohne Verlust der Tarrierung. Das nachfolgende Video ist etwas wackelig und schlecht ausgeleuchtet, aber es vermittelt einen ganz guten Eindruck der Übungen.
Dabei gelernt: Auch nach dem x-ten mal passiert es dem ein- oder anderen (...nein, eigentlich immer nur dem einen :-P) beim Ventile drehen die horizontale Wasserlage zu verlassen und fast senkrecht stehend die Übung zu machen.
Als zweite Übung haben wir uns dann das klassische Out-of-Gas (auch S-Drill genannt) Szenario ausgesucht. Gerne auch mal mit abblasendem Atemregler.
Out of Gas: Ein abblasender Atemregler erschwert Sicht und Handling
Lessons learned: Nicht immer ist der Atemspender mit der notwendigen Eile unterwegs! Hoffen wir dass es im Ernstfall etwas schneller klappt. Außerdem verliert sich im Eifer des Gefechts schnell mal die Tiefe...
Letztlich galt es die Boje wieder zu verräumen und im Freiwasser mit Kompass zurück zum Einstieg zu navigieren.
Als zweiten Tauchgang haben wir dann noch einen entspannten Spaßtauchgang im Plittersdorfer See gemacht: Es ging hinunter zur LKW Kabine auf rund 20m, die wir nach einem kleinen Bogen dann auch gefunden hatten. Dann weiter zum SO Ufer um letztlich über die Plattform wieder zum Einstieg zu tauchen. Rolf durfte bei diesem Tauchgang zum ersten mal mit einer Stage tauchen und war erstaunt darüber, dass sich die zusätzliche Flasche unter Wasser fast nicht bemerkt macht. Zumindest wenn sie richtig gefüllt und befestigt ist.
Nachdem wir die Tauchgänge beendet hatten, erfolgte die Nachbesprechung. Insbesondere in den Video Sequenzen im Vereinsheim fielen einige Dinge auf, die wir so im Wasser gar nicht gesehen hatten. Gerade einzelne Ausrüstungsgegenstände die herunter baumeln oder aber auch die ein- oder andere Wasserlage die eher schlecht als recht war.
Nach dem anstrengenden Tag ging es dann wieder glücklich und einige Erfahrungen reicher nach Hause.
Dieser Artikel wurde auch auf dem Blog Tief-Dunkel-Kalt veröffentlicht: http://www.tief-dunkel-kalt.org/index.php/blog/52-uebungstauchgang-sep-17